Geschichte

Der unter der Bezeichnung „Treubund” bestehende Zusammenschluß mehrerer Landsmannschaften und Turnerschaften des Coburger Convents geht zurück auf das enge Freundschaftsverhältnis, das seit dem Eintritt Schottlands in den Coburger LC zwischen den Landsmannschaften Afrania und Schottland besteht.
Die im Jahre 1839 gegründete Landsmannschaft Afrania war 1894 dem Coburger LC beigetreten, während die 1849 gegründete Landsmannschaft Schottland im S.S. 1901 in den Verband admittiert und im S.S. 1902 rezipiert wurde. In diesem S.S. 1902 studierten die inaktiven Schotten Kurt Bücking und Heinrich Paul in Leipzig und wählten als ihre Verkehrslandsmannschaft die Afrania. Paul wurde im Laufe dieses Sommersemesters bei Afrania aktiv und übernahm die erste Charge. Auf den Doppelbändermann Heinrich Paul ist das innige Verhältnis, das sich sehr rasch zwischen den beiden Landsmannschaften bildete, zurückzuführen. Die bisherige Entwicklung und die Zusammensetzung der beiden Korporationen sowie ihre besondere Stellung innerhalb ihrer Ursprungsländer und auch ihre Auffassung studentischer Fragen stimmten so weitgehend überein, daß sich ein Zusammengehen eigentlich ganz von selbst ergab.

Das Freundschaftsverhältnis wurde in den folgenden Jahren durch zahlreiche Bundesbrüder weiter vertieft, die als Füxe durch Afrania zu Schottland gekommen waren und später als Schottenburschen bei Afrania aktiv wurden und sich dort das Afranerband erwarben. Außerdem studierten ziemlich regelmäßig inaktive Schotten in Leipzig und schlossen persönliche Freundschaften mit Afranern.

Wie in den meisten größeren studentischen Verbänden, so gab es auch im Coburger LC engere Zusammenschlüsse von Gruppen innerhalb des Verbandes. Solche Gruppen (Kartelle, Ringe, Kreise) entwickelten sich meist aus alten Bindungen durch Verkehrsverhältnisse und Doppelbänderleute. Im Coburger LC gab es ein „Goldenes”, ein „Silbernes” und ein „Blechernes Kartell”. Solange sich die Kartelle darauf beschränkten, unter ihren Mitgliedskorporationen gute Freundschaft zu pflegen und sich notfalls, z.B. durch Überlassung von Aktiven, gegenseitig zu unterstützen, so lange war kaum etwas gegen sie einzuwenden. Aber allmählich zeigte sich immer deutlicher ihr Streben nach Machtstellung innerhalb des Verbandes. Mit Sorge beobachteten die nichtkartellierten Landsmannschaften, wie sehr z.B. die Annahme oder Ablehnung eines wichtigen Antrags im Kongreß von der Stellungnahme der verschiedenen Kartelle abhängig wurde. Ein großer Teil der Landsmannschaften war durch seine Zugehörigkeit zu einem Kartell von vorneherein gezwungen, in seiner Stellungnahme eine bestimmte Richtung einzuschlagen.

Schottland und Afrania waren grundsätzliche Gegner jeder Kartellpolitik und gestatteten deshalb auch ihren Mitgliedern nur in ganz besonderen Ausnahmefällen, bei einer zweiten Landsmannschaft aktiv zu werden.

Im S. 5.1907 trat die Landsmannschaft Palaiomarchia Berlin in ein näheres Verhältnis zu Schottland. Die Altmärker schickten einen aktiven Burschen und zwei Krassfüxe, darunter einen AH-Sohn, zu Schottland. Da häufig inaktive Schotten in Berlin studierten, entstand bald ein reges Verkehrsverhältnis mit den Altmärkern , dem sich auch die Afraner, die allerdings selten in Berlin studierten, anschlossen.

Im W.S. 1908/09 nahm Schottland ein Verkehrsverhältnis mit der kurz zuvor in die Deutsche Landsmannschaft admittierten Landsmannschaft Teutonia Heidelberg auf. In diesem Zusammenhang wurden zwischen Afrania, Schottland und Palaiomarchia Richtlinien für die Verkehrsverhältnisse an den einzelnen Universitäten vereinbart.

Auch während des Ersten Weltkriegs (1914-18) wurde die enge Freundschaft zwischen Afrania, Schottland und Palaiomarchia weiter gepflegt.

Die drei Landsmannschaften sandten sich gegenseitig ihre auch im Krieg regelmäßig erscheinenden Bundesberichte und ihre Mitglieder trafen sich häufig bei Zusammenkünften im Feld und in der Heimat.

So konnte dieses Freundschaftsverhältnis auch nach dem Kriege ohne Einbuße fortbestehen. Über die Frage einer Kartellgründung waren die Meinungen verschieden. Im W.S. 1919/20 schlossen sich einige Landsmannschaften, darunter auch Teutonia Heidelberg und Palaiomarchia, zu einem engeren Freundschaftskreis (sog. Eisernes Kartell) zusammen. Schottland und Afrania lehnten entsprechend ihrem bisher vertretenen Standpunkt den Beitritt ab. Aber schon an Pfingsten 1921 löste sich das „Eiserne Kartell”, das sich aus sehr wesensverschiedenen Landsmannschaften zusammensetzte, wieder auf, was wohl nicht zuletzt auf das Fernbleiben der Afraner und Schotten zurückzuführen war.

Schottland und Afrania wollten einen etwaigen engeren Zusammenschluß mit anderen Landsmannschaften auf einige wenige, gute Landsmannschaften be schränken, denn erfahrungsgemäß strebten mit jedem in den Zusammenschluß einbezogenen Bund weitere mit diesem befreundete Bünde ihren Beitritt an, was sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht unter Umständen nicht erwünscht sein konnte. Schottland legte großen Wert darauf, daß die Berliner Altmärker in einen Freundschaftsbund einbezogen werden und schlug Afrania vor, daß diese ihrerseits auch eine Landsmannschaft benennen solle, auf deren Freundschaft sie besonderen Wert lege.

An der Erörterung dieser Fragen waren vorwiegend die Alten Herren der in Betracht kommenden Landsmannschaften beteiligt, da den Aktiven begreiflicherweise die Kenntnis der Zusammenhänge und der Verhältnisse der einzelnen Landsmannschaften, sowie größere Erfahrungen auf diesem Gebiet fehlten.. Trotzdem waren auch die Aktiven und Inaktiven an diesen Fragen sehr interessiert.

Die Frage „Kartell oder Freundschaftsbund” wurde im Herbst 1921 sowohl in Schottlands „Monatlichen Mitteilungen” als auch in der „Afranerzeitung” eingehend erörtert. In letzterer vertrat Dr. Lernau den Standpunkt, daß es jetzt Zeit sei, die bisherige prinzipielle Isolation aufzugeben und sich mit einigen wenigen, guten Landsmannschaften zu einem Freundschaftsbund zusammenzuschließen. Aber ein Interessenkreis, der sich nur aus zwei Landsmannschaften zusammensetze, sei unter den jetzigen Verhältnissen zu klein, er könne sich gegenüber den größeren Kartellen nicht behaupten. Die Grundlage der Interessengemeinschaft müsse der Grundsatz möglichster Selbständigkeit des einzelnen Bundes und völlige Gleichberichtigung sein. Für die Aufnahme weiterer Bünde müsse Einstimmigkeit der Mitgliedsbünde verlangt werden. Im Interesse des engeren Zusammenhalts liege es, wenn der eine oder andere bei einer beteiligten Landsmannschaft nochmals aktiv werde, einen planmäßigen Austausch von Aktiven lehne jedoch Afrania entschieden ab. Für Afrania komme außer Schottland eine engere Verbindung mit Palaiomarchia und der Landsmannschaft Macaria Breslau in Betracht. Auf diese vier Landsmannschaften solle der Freundschaftsbund zunächst beschränkt bleiben.

Diese Ausführungen des Dr. Lernau wurden von dem in der Verbandspolitik ebenso rührigen wie geschickten Afraner Horst Schimpf I den Altherren-vereinen Schottlands, Palaiomarchiae und Macariae mit der Bitte zugesandt, in ihren AH-Kreisen dazu Stellung zu nehmen und womöglich zu dem Kreistag der Alten Afraner, der am 1. Oktober 1921 in Dresden stattfinden soll, einen Alten Herrn zu entsenden. Eine Aussprache unter den Alten Herrn Schottlands ergab, daß diese mit den Vorschlägen im allgemeinen durchaus einverstanden waren, da sie in der Hauptsache ihren eigenen Vorstellungen entsprachen. Die Besprechungen der Vertreter der vier Altherrenschaften (Afrania, Macaria,Palaiomarchia und Schottland) fanden dann anläßlich des Kreistages der AltAfrania am 1. Oktober 1921 in Dresden statt und zwar in kleinem Kreis in der Wohnung des Rechtsanwalts Rühle Afraniae. Die Leitung lag in den Händen des Vorsitzenden der Alt-Afrania, des Min. Rats, Geh. Rat Walde. Von Afrania waren ferner anwesend: Sanitätsrat Dr. Baron, Geh. Kriegsrat Heinig, Dr. Lernau, Min. Dir. Lorey, Geh. Oberregierungsrat Philipp, Bürgermeister Schimpf I und Studienrat Dr. Wilhelm et Schottland.

Schottland war vertreten durch Reg. Rat Dr. Münzenmaier I, die Altmärker durch Präsident Klamt I und Landmesser Bülly, die Macaria durch Dr. med. Klause.
Die Verhandlungen ergaben weitgehende Übereinstimmung in der Auffassung der vier AH-Verbände über Zweck und Wesen des „Vierbunds”.

Der Zusammenschluß der vier Landsmannschaften, die sich als gleichwertig und gleichgesinnt erkannt haben, soll in der Absicht erfolgen, die Deutsche Landsmannschaft durch eine Interessen- und Arbeitsgemeinschaft innerhalb derselben zu fördern. Kein Kartell, also keine zwingenden, die Selbständigkeit der Beteiligten Landsmannschaften berührenden Verpflichtungen oder bindende Weisungen. Gegenseitiger Gedankenaustausch über wichtige Fragen des Verbands, des Waffenstudententums und der Hochschulpolitik. Einheitliche Stellungnahme ist anzustreben, jedoch bleibt Selbständigkeit in allen Entschließungen gewahrt. Gegensätzliche Anschauungen sollen auch außen nicht in Erscheinung treten. Der Vierbund enthält sich jeder Einmischung in die inneren Angelegenheiten der einzelnen Landsmannschaften. Als Unterpfand des Zusammenschlusses dient das dauernde Einverständnis der AH-Verbände untereinander und mit ihren Aktiven. Die Aktivitas wird in wichtigen Fragen auf Herbeiführung der Zustimmung der Alten Herren bedacht sein. Reger Verkehr unter den vier Landsmannschaften ist anzustreben, jedoch sollen aus Ersparnisgründen Besuche zu festlichen Gelegenheiten aller Art möglichst vermieden werden. Ein Zwang zum Doppelbänderwesen besteht nicht, jedenfalls aber soll es, von besonderen Ausnahmen abgesehen, auf die vier Landsmannschaften beschränkt bleiben. Der Vierbund verkehrt an jeder Hochschule bei ein und derselben Landsmannschaft. Eine Erweiterung des Vierbunds, die im allgemeinen nicht als wünschenswert bezeichnet wurde, ist nur durch einstimmigen Beschluß der Altherrenschaften und der Aktivitates sämtlicher Mitgliedsbünde möglich. Auf Anregung von Schottland und Palaiomarchia wurde vereinbart, daß der Vierbund in Heidelberg offiziell bei Teutonia verkehrt.

Diese in der Besprechung zum Ausdruck gebrachten Richtlinien wurden zunächst mit einer Niederschrift über die Verhandlung den vier AH-Verbänden und dann ihren aktiven Landsmannschaften zur Beschlußfassung übermittelt.

In den anschließenden Wochen standen die Dresdner Vorschläge innerhalb der einzelnen AH-Verbände und der vier aktiven Landsmannschaften zur Aussprache und zur Entschließung.

Anläßlich des Waffenstudenten-Tages in Jena kamen dann die bevollmächtigten Vertreter der vier Landsmannschaften in der Nacht vom 13./14. November 1921 in Jena in der „Gähre” zusammen. Die Vertreter waren von Afrania AH Schimpf I und die Burschen Rönitz und Schröder, von Palaiomarchia die Alten Herren Bülly und Eisen, sowie iaB Pauschard und aB Westphal x; von Macaria AH Klause und aB Günther xx; von Schottland AH Weber II und aB Missmahl III x.

Der Afraner Schimpf I hatte einen Entwurf über die Bildung des „Vierbunds” aufgestellt, dem die Dresdner Beschlüsse die Grundlage bildeten und der mit einigen Änderungen und Zusätzen von den Vertretern angenommen wurde. Unter anderem wurde noch zusätzlich vereinbart, daß alljährlich kurz vor dem Coburger Kongreß ein Bundesconvent abgehalten werden soll. Über den Namen des „Vierbunds” konnte damals noch keine Einigung erzielt werden, er blieb späterer Vereinbarung vorbehalten.

Damit war der „Vierbund” ins Leben gerufen.

Schon vom Bundesconvent in Coburg 1922 wurde die Bezeichnung „Treubund” gewählt.

Auf dem Treubundsconvent 1923 wurde einstimmig beschlossen, daß die Einberufung weiterer Convente (außer dem alljährlichen Pfingstconvent) durch die Vorsitzende einer 3/4 Mehrheit zur Genehmigung bedarf. Außerdem wurde beschlossen, daß Gesuche um Aufnahme in den Treubund nur durch eine diesem zugehörige Landsmannschaft gestellt werden können.

Auf einer außerordentlichen Tagung des Treubunds am 9./10. Februar 1924 in Berlin wurde die Landsmannschaft Hercynia Halle in den Treubund aufgenommen. Zur Besorgung und Vorbereitung der laufenden Treubundsangelegenheiten wurde ein „ständiger Ausschuß” geschaffen.

An Pfingsten 1924 wurde die Landsmannschaft Teutonia Heidelberg als sechste Landsmannschaft in den Treubund aufgenommen.

In den folgenden Jahren bis zur „Machtergreifung” der NSDAP im Jahre 1933 und der dadurch hervorgerufenen Auflösung der studentischen Korporationen und ihrer Verbände in den Jahren 1935-37, sind keine weiteren Aufnahmen in den Treubund erfolgt.

Seit 1935 war durch die Fusion der Landsmannschaft Palaiomarchia mit der Landsmannschaft Alsatia nunmehr die daraus hervorgegangene Landmannschaft Altmark zu Berlin im Treubund vertreten.

Der Treubund hatte sich in den Jahren seit seiner Gründung bewährt und innerhalb des Verbandes eine geachtete Stellung errungen. Die alljährlichen Treubundconvente in Coburg fanden regelmäßig statt. Die persönlichen Beziehungen zwischen den Treubundslandsmannschaften und ihren Mitgliedern wurden da, wo sich Gelegenheit bot, rege gepflegt.

Der letzte Treubundsconvent vor dem Zweiten Weltkrieg fand am 30. Mai 1936 in Coburg anläßlich der Pfingsttagung statt, auf der über die Auflösung der Deutschen Landsmannschaft und über die Zukunft des Gesamtverbands Alter Landsmannschafter verhandelt wurde. Um in dieser verworrenen Lage wenigstens ein einheitliches Vorgehen des Treubundes sicherzustellen, hatte Schottland die Abhaltung eines Conventes angeregt, auf welchem, außer Macaria, alle Treubundslandsmannschaften vertreten waren, obgleich die AH-Vereine von Afrania und Hercynia (ebenso wie der von Macaria) bereits aus dem Gesamtverband Alter Landsmannschafter ausgetreten waren. Man war sich einig in dem Wunsch und Willen, den Treubund trotz der Auflösung der aktiven Landsmannschaften, die im Laufe des W. S. 1935/36 überall erfolgt war, zu erhalten. Mit dem Antrag, den Gesamtverband Alter Landsmannschafter aufzulösen, drangen die Wortführer des Treubunds (besonders Faul II und Hoerlin II von Schottland) auf dem LC-Tag nicht durch.

Nach dem letzten Kongreß des Gesamtverbands Alter Landsmannschafter an Pfingsten 1937 wurde dieser dann doch aufgelöst. Ein Treubundsconvent fand nicht mehr statt. Aufgelöst hat sich der Treubund nie, doch hatte er keine Möglichkeit mehr, sich zu betätigen.

Nach dem unseligen Krieg und dem allmählichen Wiederaufbau suchten die alten Korporationen, die in ihren AH-Vereinen oder Hausvereinen immer fortbestanden hatten, neue Fühlung mit der studentischen Jugend. Es gelang ihnen trotz großer Schwierigkeiten, ab Sommer 1948 ihre Korporationen, anfangs vielfach unter anderem Namen, wiederherzustellen. Auch die Korporationsverbände traten wieder auf den Plan. Der Gesamtverband Alter Landsmannschafter tagte erstmals an Pfingsten 1950 wieder in Coburg. Der Treubund trat damals noch nicht in Erscheinung, aber schon auf dem Pfingstkongreß 1951, der die Vereinigung der Landsmannschaften und Turnerschaften zum Coburger Convent (CC) als wichtigstes Ergebnis brachte, fand sich der Treubund wieder zusammen. Zahlreich waren die Altmärker, die Teutonen und die Schotten vertreten; Afrania hatte einen Beobachter entsandt.

Daß Afrania Leipzig, Macaria Breslau und Hercynia Halle die Möglichkeit genommen war, ihre aktiven Landsmannschaften an ihrer alten Universität wieder aufzumachen, war ein sehr bitterer Tropfen im Kelch der Wiedersehensfreude. Diese drei Landsmannschaften standen vor der Entscheidung, für sich
zunächst eine gangbare Lösung in Westdeutschland zu finden, was ihnen im Laufe der Jahre auch gelang. Bis dahin wurden die Interessen des Treubunds allein von den drei westdeutschen Landsmannschaften Schottland, Altmark und Teutonia wahrgenommen.

Im übrigen war man sich selbstverständlich darüber im klaren, daß ein wesentlicher Punkt, der seinerzeit zur Bildung des Treubunds Anlaß gab, nämlich die Abwehr des Machtstrebens der Kartelle, heute kaum noch eine Rolle spielt. Als Freundschaftsbund aber hat der Treubund auch heute noch seine Berechtigung und seine Aufgaben. Er stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl und dient den Interessen des Verbandes.

Bei dem Treffen des Treubunds an Pfingsten 1952 war erfreulicherweise auch wieder Hercynia Halle vertreten, die dann im folgenden Jahr mit Hercynia Jena, nunmehr zu Mainz, eine Arbeitsgemeinschaft bildete. Im Hinblick hierauf wurde an Pfingsten 1954 vom Treubund ohne Widerspruch festgestellt, daß Hercynia Jenensis et Hallensis nunmehr dem Treubund angehöre. Gleichzeitig wurde auf Antrag der Altmärker die Turnerschaft Slesvigia-Niedersachsen in Hamburg in den Treubund aufgenommen. Zwischen beiden Bünden hatte sich durch ein mehrjähriges Paukverhältnis in den schweren Nachkriegsjahren, das für Altmark von größter Bedeutung war, ein sehr herzliches Verhältnis entwickelt.

Auf dem Treubundsconvent 1955 wurde dann auf Antrag Schottlands die Landsmannschaft Borussia Stuttgart, zu der die Schotten schon seit über zwei Jahrzehnten freundnachbarliche Beziehungen hatten, als weiteres Mitglied aufgenommen.

Bei den Treubundsbesprechungen wurde allgemein bedauert, daß der Kontakt zwischen den einzelnen Bünden des Treubunds sich zur Zeit im wesentlichen auf die Coburger Tage beschränke, in denen allerdings der Treubundsball jeweils einen der Höhepunkte darstelle. Um dem abzuhelfen, wurden verschiedene Maßnahmen empfohlen, z.B. der Austausch der AH-Verzeichnisse und der Bundeszeitungen. Diese Anregungen fanden allgemein Zustimmung. Darüber hinaus wurden in den folgenden Jahren häufig besondere Treubundskneipen abgehalten, zu denen die benachbarten Korporationen des Treubunds und die am Ort und in der Umgebung ansässigen Treubundsbrüder eingeladen wurden.

Die von Schottland vertretene Auffassung, daß eine Erweiterung des Treubunds vorläufig möglichst zurückhaltend behandelt werden sollte, wurde allgemein geteilt.

Im W. S. 1957/58 hat Afrania, die bisher ohne eigene Aktivitas eine Arbeitsgemeinschaft mit der Landsmannschaft Frankonia Frankfurt unterhalten hatte, diese Gemeinschaft wieder aufgelöst und mit Beginn des S. 5.1958 unter Mitwirkung des Treubunds und zunächst als Gast auf dem Hause der Teutonia ihre eigene Aktivitas in Heidelberg wieder aufgemacht.

Diese erfreuliche Entwicklung hat der Afrania wieder die volle Mitarbeit im Treubund ermöglicht.

Auf dem Treubundsconvent 1958 wurde beschlossen, daß künftig jeder aktive Bund sich durch zwei Burschen auf dem Treubundsconvent vertreten lassen kann.
Pfingsten 1959 konnte auch Macaria Breslau ihre Mitarbeit im Treubund wieder aufnehmen, nachdem sie sich mit Hamburgia Köln verschmolzen hatte. Sie führt nunmehr den Namen Landsmannschaft Macaria Köln.

Der Treubundsconvent in Coburg 1960 befaßte sich wieder mit dem Problem des Zwei- und Mehrbänderwesens. Man einigte sich dahin, daß der Erwerb eines zweiten Bandes grundsätzlich nur bei vorheriger Zustimmung des Mutterbundes und nur dann möglich sein soll, wenn der betreffende Treubundsbruder beim zweiten Bund mindestens zwei Semester voll aktiv sein könne und wolle.

Ausnahmen sollen allerdings möglich sein, z.B. wenn der Eintritt in einen zweiten Bund nur zur Unterstützung eines schwachen Bundes erfolgen soll. Diese zurückhaltende Einstellung zum Doppelbänderwesen hatte der Treubund aus guten Gründen für seine Mitglieder schon bei seiner Gründung vertreten. Durch Verschmelzung der Landsmannschaft Teutonia Heidelberg und der Landsmannschaft Teutonia Rostock im Jahre 1968 ist die Landsmannschaft Teutonia Heidelberg-Rostock zu Heidelberg, seit 1978 die durch Fusion der Landsmannschaften Altmark und Palaio-Silesia gegründete Landsmannschaft Preußen zu Berlin Mitglied des Treubundes.

Die Reihenfolge des Vorsitzes im Treubund wurde endgültig folgendermaßen festgelegt:
Preußen, Teutonia, Schottland, Hercynia, Slesvigia-Niedersachsen, Borussia, Afrania, Macaria. Der Wechsel im Vorsitz soll jeweils am Ende des Sommersemesters erfolgen.

Quelle: Geschichte des Treubundes von Heinrich Münzenmaier I, Landsmannschaft Schottland im CC zu Tübingen 1963.